Meine (kleine) Storry ohne Namen

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Ricci-H.

-, Weiblich

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Meine (kleine) Storry ohne Namen

von Ricci-H. am 14.10.2009 18:30

Also... ich schreib auch grad ne Geschichte... (welch Wunder)
aba eben Handschriftlich...da bin ich jetzt auf Seite 116. Computer hab ich erst die ersten 12 Seiten abgetippt. Die stell ich mal rein... bitte nich böse sein, wenn ich nich so schnell mit dem Schreiben nachkomme^^



Meine (kleine) Geschichte ohne Namen


Kapitel 1 / Ein ganz normaler Tag:

Es war ein ganz normaler Montagmorgen. Ich schief tief und fest – oder zu mindest bildete ich mir das ein. Das Klingeln des Weckers nahm ich nur ganz am Rande meines Bewusstseins wahr, bis ich hörte, wie meine Mutter – Wutentbrannt – aus der Küche rief: „Christina Maria Luise! Steh endlich auf und komm aus deinem Zimmer! Dieser Lärm ist ja nicht aus zu halten! Deine Brüder sind schon längst von deinem Wecker aufgewacht, obwohl sie krank sind und eigentlich ausschlafen sollten! Nimm dir mal ein Beispiel an ihnen!“
Ich quälte mich aus meinem Bett – die Bettdecke schleifte ich hinter mir her – und ging aus meinem Zimmer, um den Wecker – den ich vor meiner Zimmertür platziert hatte, damit ich ihn nicht ausschalten und weiterschlafen konnte – aus zu schalten. Als ich einen Blick auf die Uhr warf, blieb mir fast das Herz stehen. Hatte ich wirklich so lange in meinem Bett gelegen? Die alltägliche Panik stieg in mir auf. Der Wecker hatte tatsächlich schon seit einer guten halben Stunde geklingelt.
Ich stürmte mit meinen Anziehsachen zum Badezimmer. Besetzt. Toll. Das konnte nur einer sein. „Walter!“ rief ich und hämmerte gegen die Tür, obwohl ich wusste, dass es das noch schwerer machen würde, ihn aus dem Bad zu locken. „Komm endlich raus! Ich muss mich auch noch fertig machen! Ich hab total Stress! Komm endlich raus! Ich hab nur noch eine viertel Stunde! Bitte!“ Ich ließ mich in den Türrahmen sinken. Verzweifelt klopfte ich noch ein Mal gegen die Tür.
„Christina!“ tadelte meine Mutter mich. „Ich muss dich doch sehr bitten…“ Ich verdrehte meine Augen. Sie kam zu mir. „Walter braucht nun mal morgens im Bad etwas länger…“
„Er badet am Früh. Kann er das nicht am Abend machen?“
„Wenn es ihm gefällt…“
„…soll er früher aufstehen!“ unterbrach ich sie.
Die Tür ging auf und Walter – der neue Freund meiner Mutter – kam mit kurzer Hose und einem unauffälligem T-Shirt zur Tür heraus. „Guten Morgen, alle zusammen!“ sagte er übertrieben fröhlich. Er stieg über mich durch den Türrahmen und umarmte meine Mutter.
Ich rappelte mich auf und wollte gerade ins Bad gehen, da stürmten meine beiden kleinen Halbbrüder Max und Moritz an mir vorbei ins Bad. Hinter sich verschlossen sie die Tür, bevor ich einen Fuß dazwischenstellen konnte.
Entnervt kreischte ich. Dann ging ich zurück in mein Zimmer. Dann konnte ich mich heute eben nicht schminken. Auch egal! Dann blieben die Augenringe eben… Mich soll es nicht stören. Ich ging in mein Zimmer zurück und sah in meinen Spiegel. Mir fielen fast die Augen aus. Meine schönen, langen, blonden Haare, die mir schon bis über das Steißbein reichten, sahen aus wie ein Heuhaufen. Als hätte ich sie auftupiert. Mit einem tiefen Seufzen griff ich zur Haarbürste und fing an, zu kämmen. Nach einer endlosen Zeit gab ich es auf und band sie mir zu einem Pferdeschwanz zusammen. So gerüstet konnte ich in die Schule gehen. Apropos Schule… Wie viel Zeit hatte ich eigentlich noch? Ich sah auf die Uhr. Zwei Minuten und Lilli würde vor meiner Tür stehen. Ich stürmte in die Küche. Max und Moritz waren nicht zu sehen. Eigentlich komisch, dachte ich mir. Sonst hingen sie wie eine Klette am Rockzipfel meiner Mutter. Nicht, dass ich das nicht schön fand, sie nicht zu sehen… es erstaunte mich nur.
Es klingelte an der Tür. Ich fuhr zusammen. Konnte das schon Lilli sein? Na ja, wer sonst? Ich ging zu Mum, die an der Anrichte stand und Brote für Walter machte, die er mit zur Arbeit nehmen sollte. Ich legte meinen Kopf auf ihre linke Schulter. „Ah, Chris. Hast du dir schon was für die Schule gemacht?“ fragte sie und legte Walters Pausenbrote in eine Tupperwarebox.
„Nein…hab ich noch nicht.“ Antwortete ich. Sie stellte die Büchse zur Seite. „Aber jetzt.“ sagte ich und schnappte sie mir. Ich rannte aus der Küche. „Danke fürs vorbereiten!“ rief ich über die Schulter. Im Flur schnappte ich mir meine Tasche und stopfte das Essen rein. Ich rannte zur Tür und riss sie auf. Prompt wurde ich von zwei Wasserstrahlen begrüßt. Max und Moritz lachten sich die Seele aus dem Leib. Ich warf ihnen einen bösen Blick zu. Sofort verstummte das Gelächter. Ich rannte zum Fahrstuhl. Der war zwar nicht besonders schnell, aber wenigstens schneller als die Treppen zu nehmen.
„Kaputt.“ Sagte Moritz. Ich sah mich um. Er sah geknickt aus. Max rammte ihm seinen Ellenbogen in die Seite, worauf Moritz wütend wurde und auf Max losging. Ich hatte keine Lust, mir das weiter an zu sehen und rannte die Treppen runter. Meine Füße überschlugen sich fast. Die fünfzehn Stockwerke schienen sich aus zu dehnen. Völlig außer Atem kam ich unten im Erdgeschoss an. Keuchend ging ich zur Tür. Dort standen Lilli, Helene und Ralph mit ihren Fahrrädern. Das Fahrrad! Jetzt wusste ich, was ich vergessen hatte! Meinen Schlüssel! Ich sah meine Freunde an. „Shit! Ich hab meinen Schlüssel oben vergessen…“teilte ich ihnen mit. Sie stöhnten im Chor auf. „Alzheimer lässt grüßen.“ Sagte Lilli. „Da musst du wohl noch mal hoch.“ Sie sah mich gespielt mitleidig an. „Noch mal fünfzehn Stockwerke hoch!“ sie grinste schelmisch. Ich verdrehte meine Augen, wendete und rannte die Stufen hoch. Oben angekommen klingelte ich. Mum machte auf, ich rannte rein, schnappte mir mein Schlüsselbund und stürmte wieder zur Tür. „Äh… Christina?“ fragte sie. Genervt drehte ich mich zu ihr um. „Was ist denn?“
„Beeile dich! Du kommst sonst noch zu spät.“ Als ob ich das noch nicht selber herausgefunden hätte. „Sonst noch was?“ fragte ich gereizt.
„Nein. Das war alles.“
Ich setzte zum weiter rennen an. „Äh… Christina?“
„Ja?“ ich ließ sie spüren, dass ich entnervt war. „Was ist?“
„Deine Sachen sind feucht.“
„Rede mit deinen kleinen, süßen, hetzallerliebsten Kindern!“ Ich rannte los.
„Willst du dir nicht…?“ Weiter rennen, war mein einziger Gedanke. Und den befolgte ich auch. Auf der Treppe stolperte ich ab und zu über meine Füße oder die eine oder andere Treppenstufe.
Als ich unten ankam, standen Lilli, Helene, Ralph und inzwischen auch Cisengu vor der Haustür. „Hi…“ sagte ich.
Cisengu sagte: „Du bist heute aber ganz schön spät dran.“ Sie grinste.
„Ich… wurde … aufgehalten.“ Von meiner Mutter, fügte ich in Gedanken hinzu. „Wir müssen uns langsam mal beeilen.“ Stellte ich fest.
Die Andren waren meiner Meinung.
Ich schloss mein Fahrrad ab, legte meinen Ranzen in den Korb und befreite den Sattel vom Tau. Wir fuhren los. „Habt ihr Mathe verstanden?“ fragte Helene nach einer Weile.
„Nee, nicht wirklich.“ Antwortete ich.
Cisengu – die bis jetzt hinten gefahren war – holte auf und sagte: „Aber ich.“
„Cisengu?!“ fragte Lilli verzweifelt. „Darf ich abschreiben? Bitte…“
Cisengu kräuselte die Lippen. Ihre Brille rutschte ihr auf die Nasenspitze. Sie schob sie wieder hoch und sagte: „Da muss ich aber mal scharf nachdenken… hm...“ Sie zog eine Grimasse. „Ich wusste gar nicht, dass du die Weber so gut nachmachen kannst!“ scherzte Lilli.
Cisengu sah Lilli ängstlich an. „Hilfe! Ich bin ein Monster!“ schauspielerte sie. „Aber zurück zum Thema: Ich weiß nicht… durch Abschreiben lernt man nichts…“ sagte sie und versuchte, Frau Webers Stimme zu imitierten. Sie versagte kläglich. „Ja na klar dürft ihr abschreiben! Was für eine blöder Frage…“
Ich sah auf die Uhr. „Wenn wir das schaffen wollten, müssen wir aber kräftig in die Pedale treten.“
„Oh! Klar! Wir sind heute sehr spät dran…“ Helene warf mir einen auffälligen Blick zu.
„Den letzen beißen die Hunde!“ rief ich und trat in die Pedale.
„Ich krieg dich!“ rief Ralph mir hinterher. „Früher oder später krieg ich dich!“
„Und wann ist später?“ fragte Helene skeptisch.
Wir fuhren so schnell wir konnten. Straßenschilder wurden gnadenlos überfahren, ohne, dass einer ihnen auch nur einen Blick würdigte. Die Schule kam in Sicht. Wir hörten, dass die Stunde durch das Leuten der Glocken begonnen hatte. Wir kamen zu spät. Nichts mehr mit abschreiben. Erste Stunde Mathe. Öffentlicher Zusammenschiss vor der Klasse, wegen zu spät kommen und Runtermache wegen vergessener Hausaufgaben für Helene und mich. Dieser Tag würde ein Tag wie jeder Andere werden. Langweilig, ohne etwas zu lernen wieder nach Hause und mit Max und Moritz streiten. Freude kommt auf, dachte ich zu mir.
Als wir – wegen des Zeitdrucks – mit unseren Rädern auf den Schulhof fuhren, kam der Hausmeister – der nicht besonders gut auf mich zu sprechen war – auf uns zu. „Ach du heilige Scheiße!“ zischte Lilli. „Das Schmitzchen wartet schon auf uns!“ Sofort traten wir alle auf die Bremse. Doch es war zu spät. Er hatte uns schon entdeckt. Festen Schrittes kam er auf uns zu. Wir hatte keine Chance mehr, ab zu hauen, was nur dazu geführt hätte, dass wir noch später zum Unterricht kommen würden. „Soso…“ sagte er. „Ihr kommt zu spät!“ er sah auf seine Uhr. „Exakt eine Minute und dreiundzwanzig Sekunden. Ihr wisst, was das bedeutet…“ Ich konnte förmlich hören, wie er in sich hineinlachte. „Ich bring euch zur Direktorin!“ Wie nickten nur. Er drehte sich um und deutete uns, mit zu kommen. „Was ist mit…“ setzte Cisengu an, doch als er sich umdrehte, brach sie den Satz ab. Wir stellen unsere Räder ab – ohne sie an zu schließen, da wir keine Zeit dazu hatten – und folgten ihm. Wir gingen ins Sekretariat. Von dort aus führte eine Tür zum Büro von Frau Bergmann – unserer Schuldirektorin. Herr Schmitz klopfte an und trat einen Schritt zurück. Ich sah in Cisengus Gesicht, dass sie Panik hatte. Das war das erste Mal, dass sie zu Frau Bergmann gerufen wurde. Bei mir war das schon fast Routine.
„Herein, wenn es kein Schmitzchen ist!“ rief eine – mir zu bekannte, klare Stimme – von innen. Herr Schmitz verdrehte die Augen und machte die Tür auf und sagte: „Ich hab ein paar Zu- spät- Kommers.“ Frau Bergmann warf einen prüfenden Blick auf uns. Als sie mich sah, grinste sie.
„Ich will, dass sie bestraft werden!“
„Sorg dafür, dass sie in die Klasse kommen.“ Sagte sie.
Seine Augen wurden kleiner. „Die Vier hier sind auf dem Schulhof Fahrrad gefahren!“ Er wies auf uns.
„Das ändert natürlich alles…“ beschwichtigte sie. „Bring sie rein.“
Er sagte – uns zugewandt – mit seiner rauchigen Stimme: „ Ihr sollt reinkommen.“
„Als ob wir das nicht selber gehört hätten.“ Sagte ich schnippisch. Wir gingen an ihm vorbei. Ich warf ihm ein süßes Lächeln zu, bevor ich die Tür hinter mir schloss. Hausmeister ärgern machte spaß. Wenn das nicht immer beim Schulleiter enden würde, könnte eich es mir glatt angewöhnen. Doch da machte ich mir Gedanken, ob das nicht schon Gewohnheit war.
Frau Bergmann sagte: „Ihr seid also auf Dem Gelände hier Fahrrad gefahren…“
Cisengu sah zu Boden. „Ja…“ gab sie bedrückt zu.
„Setzt euch doch einfach.“ Bot sie an. Wir setzten uns. Frau Bergmann sah uns an und lächelte. „Ihr könnt jetzt gehen… Es sei denn, ihr müsst noch Hausaufgaben machen…“ Helene sah mich verwundert an. Das war einer der Gründe, warum ich Frau Bergmann mochte. Immer, wenn ich bei ihr abgeliefert wurde, durfte ich Hausaufgaben machen. „Was?“ fragte Cisengu. „Wir dürfen abschreiben?“
„Natürlich nicht! Ihr macht sie selber!“ sagte sie empört. Sie zwinkerte mir zu. Ich grinste. Lilli war die Aufmerksamste und ich war mir sicher, dass ihr das nicht entgangen war. Ich bereitete mich seelisch schon auf eine Bombardierung von Fragen vor. Helene holte skeptisch ihre Sachen heraus.
Eine gute viertel Stunde später hatten wir alles erledigt. Frau Bergmann brachte uns persönlich zurück in die Klasse. Sie machte die Tür auf. Alle Blicke schweiften zu uns. Frau Weber blickte über ihre strenge Brille, die sie auf der Nasenspitze trug. Sie kam zu uns und blickte uns böse an. Frau Bergmann lächelte entschuldigend. „Ich habe sie getroffen und mit ihnen etwas besprochen… bitte entschuldigen sie, dass ich die Kinder erst jetzt zurückbringe.“
„Na schön. Geht auf eure Plätze.“ Ich ging auf meinen Platz in der letzten Reihe. Neben mir saß Ralph. Wir versuchten, dem Unterricht zu folgen, doch Frau Weber unterrichtete so langweilig, dass ich es nach fünf Minuten aufgab. „Christina?“ fragte sie aus heiterem Himmel. Ich sah auf. An der Tafel stand vieles, was ich noch nie gesehen oder gehört hatte. „Was?“ fragte ich.
„Kannst du uns sagen, wie man das Volumen einer Kugel berechnet?“ Das schadenfreudige Lächeln war in ihrer Stimme mit zu hören. Ich warf noch einen Schnellen Blick auf die Tafel, dann schüttelte ich langsam den Kopf. Ralph wurde neben mir ganz zappelig. Er ballte die Fäuste und kniff die Lippen zusammen. „Ralph? Geht’s dir noch gut?“ fragte Frau Weber. „Pi mal r hoch zwei!“ platzte es aus ihm heraus.
„Gut, Ralph. Ich habe aber Christina gefragt, nicht dich.“ Sie drehte sich um und stolzierte nach vorne. Sie verteilte die Tests. Ralph bekam seinen vor mir. Er grinste breit. „Ich glaub, ich hab die Wette gewonnen.“ Teilte er mir mit. Auch ich bekam meinen Test zurück und steckte ihn – ohne ihm auch nur einen Blick gewürdigt zu haben – in meine Tasche. „Okay. Ich hab die Wette verloren.“ Wir hatten nämlich gewettet, dass er besser abschneiden würde als ich. Mit einer Eins konnte ich es auf keinen Fall aufnehmen. Jetzt musste ich ihm einen Smoothie ausgeben. Frau Weber rief mich zur Ruhe. Diesmal – und ich schöre, dass es das einzige Mal in meinem Leben war – war ich ihr dankbar dafür. Da läutete die Glocke. Wir stürmten aus dem Klassenraum. Der Rest des Unterrichtstages verlief schnell. Ich bekam so gut wie nichts mit. In Chemie machten wir einige Experimente mit Wasserstoff, in Deutsch klärten wir, wie man den Schluss einer Erörterung schreibt (was wir eigentlich schon seit zwei Jahren wussten) und mehr merkte ich mir nicht. Lilli wollte nach der Schule mit mir Hausaufgaben machen. Das hatte unter Anderem auch den Vorteil, dass mich meine Brüder nicht so extrem nervten, da sie Lilli gruselig finden. Ich verstand zwar nicht, warum, aber es war gut so und ich wollte nicht, dass sich das änderte. Wir fuhren nebeneinander her, doch so schwer wie jetzt ließ sich mein Fahrrad normalerweise nicht fahren. „Können wir mal eine Pause machen?“ fragte ich und hielt an. Zehn Meter vor mir hielt auch Lilli. „Was ist denn los?“ fragte sie. Ich sah mir mein Rad genauer an. Ich hatte vorne und hinten einen Platten. „Och ne… Scheiße!“ fluchte ich und trat gegen das Hinterrad.
„Scheiße sagt man nicht, davon geht die Bildung in den Arsch.“ Tadelte Lilli mich. Ich ignorierte sie. Sie kam zu mir und sah, warum ich geflucht hatte. „Oh… stimmt. Das ist wirklich Scheiße.“ Ich sah sie mit gerunzelter Stirn an. „Ich dachte, dass davon die Bildung in die Tonne geht.“ Sie verdrehte die Augen. Ich grinste. Den restlichen Weg schoben wir die Räder zu mir nach Hause in das Plattenhaus aus Ostzeiten. Ich war erstaunt, dass mein fast schon antikes Fahrrad diese Strecke – ohne Zicken zu machen – hinter sich brachte. Wir stellten die Räder im Fahrradständer ab und schlossen sie an. Um den platten würde ich mich später kümmern. Natürlich war der Fahrstuhl noch immer nicht repariert worden, sodass wir die fünfzehn Etagen zu Fuß hochgehen mussten. Vor der Wohnungstür hielt ich an und atmete ein Mal tief durch, bevor ich die Tür aufschloss und meine Brüder den Flur entlang schossen, um mich mit ihren tollen Wasserpistolen zu begrüßen. Doch zu ihrer Überraschung hatte ich Lilli mit gebrach. Als sie sie sahen, ließen sie alles stehen und liegen und rannten mir lautem Gekreische zurück in ihr Zimmer. Ich wusste nicht, warum das so war, aber ich fand es total praktisch. Wir gingen in mein Zimmer. Ich war froh, dass wir schon in die Wohnung eingezogen waren, bevor die kleinen Quälgeister auf der Welt waren. So hatte ich mein eigenes Zimmer ergattern können. Mein Zimmer war zwar muffig, altmodisch und hässlich, aber ich war froh, es nicht mit meinen Brüdern teilen zu müssen.
Lilli und ich breiteten die Schulbücher auf dem Boden aus – oder zumindest das, was davon übrig war. Überall lag etwas: alte Socken, Bürsten, Hosen, Stifte und vieles mehr. Wahrscheinlich hatten sich Max und Moritz selbst Einlass erlaubt und hatten alles „aufgeräumt“. Es sah aus, als hätte eine Streubombe eingeschlagen!
Mit meinem Fuß wischte ich eine Hose zur Seite und setzte mich an ihre Stelle auf den Boden. Lilli schaltete das Radio an, das irgendwo im Regal neben dem Schreibtisch stehen musste. Mit der Musik war das Rumpeln der Waschmaschine im Badezimmer nicht mehr so laut. Wir lernten. Ich sah auf die Uhr. Draußen war es schon fast dunkel. Die Uhr zeigte, dass es schon fast um Acht war. „Musst du nicht bald mal nach Hause?“ fragte ich. „Es ist schon ziemlich spät und deine Eltern …“
Sie unterbrach mich: „Ich muss erst nach Hause, wenn ich Lust dazu habe. Das solltest du dir langsam mal merken. Meine Eltern sind froh, dass ich bei einer Freundin bin. Sie würden sich noch nicht mal Sorgen machen, wenn ich einmal gar nicht nach Hause käme. Erst am Zweiten Tag würden sie versuchen, mich zu erreichen. Da aber mein Handy immer ausgeschaltet ist, würden sie auch da nicht an mich rankommen. Also: Wenn ich nicht nach Hause komme, denken sich meine Eltern schon den Rest.“
„Ich wünschte, ich könnte das Selbe von Mum sagen… Stell dir vor: Ich durfte noch nie jemanden zu meinem Geburtstag bei mir übernachten lassen – geschweige den selber übernachten! Das ist nicht fair! Ich bin doch kein Baby mehr! Ich bin FÜNFZEHN, keine FÜNF!!!“ Meine Mutter war immer über vorsichtig. Ich war einmal zehn Minuten zu spät, weil ein Bus ausgefallen war, und ich hatte schon drei Wochen Hausarrest.
„Ach, mach dir nichts draus! Die Zeit kommt…irgendwann… hoffe ich… wenn deine Brüder groß sind…“ sie wurde immer leiser und ihr Gesichtsausdruck immer unsicherer. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und ließ mich beleidigt gegen mein Holzbett krachen. Lilli zuckte zusammen. „Da kann doch aber dein armes Bett nichts dafür!“ Sie seufzte und legte ihren Arm um meine Schultern.

Es klingelte an der Tür. Ich seufzte. „Walter kommt. Wahrscheinlich hat er mal wieder seinen Schlüssel vergessen“ Ich grinste. Lilli stand schwungvoll auf. „Wo willst du hin?“ fragte ich sie skeptisch.
„Nach Hause. Ich will meine Alten nicht so lange warten lassen. Außerdem muss ich noch mit Susi raus gehen, bevor sie zu müde ist.“ Ich erhob mich aus meiner unbequemen Haltung und bemerkte ganz erstaunt, dass mein Rücken höllisch schmerzte. Das Holzgestell des Bettes war doch nicht so Rückenlieb.
Wir packten zusammen. Als Lilli gegangen war – das war so klar – kamen Max und Moritz in mein Zimmer gestürmt und durchwühlten meine Sachen. „Könnt ihr mal aufhören, hier alles unordentlich zu machen?“ fragte ich – vergleichsweise höflich.
„Was bringt und das für einen Vorteil?“ konterte Max – oder Moritz – frech. Ich fasste Max – das glaubte ich zumindest – an die Schulter und schob ihn raus. Vor meiner Tür ließ ich ihn los und schloss die Tür so schnell wie möglich wieder. Leider hatte ich keinen Schlüssel für mein Zimmer, sodass ich mich von innen gegen die Tür lehnen musste. Moritz – oder Max … auf jeden Fall der Zweite der Biester – grinste mich verschmitzt an und winkte. Ohne nach zu denken rannte ich auf ihn zu, ergriff ihn, legte ihn mit einem Judogriff über meine Schulter und ging zurück zur Tür, um auch ihn raus zu werfen. Doch Max – also der Andere – war schon wieder drin und streckte mir die Zunge raus. Ich ließ das Gepäck auf meinen Schultern fallen, hielt mir die Ohren zu und kreischte. Max und Moritz kreischten ebenfalls und rannten aus meinem Zimmer. „So einfach kann’s gehen…“ sagte ich zu mir und schob meinen alten Sessel vor die Tür. Dann setzte ich mich vor meinen uralten PC und Chattete mit meinen Freunden aus dem Internet. Es tat gut, sich mal so richtig auskotzen zu können. Gegen einundzwanzig Uhr wagte ich einen versuch, das Badezimmer zu stürmen. So spät müssten die kleinen Quälgeister schon im Bett sein. Ich schlich mich raus, durch den Flur in Richtung Bad. Leider musste ich am „verbotenem Zimmer“ vorbei, wo das Licht noch nicht aus war. Irgendetwas – wahrscheinlich mein Schatten – hatte mich verraten. Ich hörte zwei Stimmen kreischen. Immer noch auf Zehenspitzen blieb ich stehen und kniff die Augen zusammen, bevor zwei Gestalten an mir vorbeirauschten – in Richtung meines Zimmers. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht los zu heulen.
„Was machst du da?“ fragte Walter. Schnell stellte ich mich wieder auf beide Beine und löste meine verschränkten Arme aus einer eher verkrampften Haltung. „Äh…Nichts…“ ließ ich ihn wissen.
„Na dann ist ja gut. Ich hab mir schon Sorgen gemacht…“ Er drehte sich zum Gehen.
Flink huschte ich ins Bad – ich hätte fast vergessen, wo ich ursprünglich hin wollte – und machte mich fertig. Ich wusch sogar meine Haare, was gar nicht so leicht war, weil sie so lang waren. Dann putzte ich mir die Zähne und ging zurück in mein Zimmer. Zu meinem Frust waren Max und Moritz noch da und spielten mit etwas. Auf die Ferne konnte ich nicht erkennen, womit. Sie lachten und tuschelten miteinander. Entschlossen ging ich auf sie zu. Da sah ich, womit sie spielten. Nein. Sie spielten nicht. Sie zerstörten. Meine Rosensammlung. Meine Geliebte Sammlung an getrockneten Rosen. Alles nur noch Krümel auf meinem Bett verstreut. Die Geduld und Zeit, die ich innerhalb von sieben Jahren hereingesteckt hatte, war ein für alle Mal zerstört. Ich ließ einen hysterischen Schrei aus. Warum ich ? Warum musste ausgerechnet ich diese Quälgeiser als Halbbrüder bekommen? Warum? Das Leben war so ungerecht zu mir. Konnte nicht mal jemand Anders Pech im Leben haben? Obwohl… Ich verbat mir den Gedanken, dass diese Qual jemand Anderem zugemutet wurde. Das wäre eine tolle Foltermethode im Mittelalter gewesen. Wahrscheinlich hätte man lieber die Kopfzwinge, als auch nur Einen der Zwei, vorgezogen.
Festen Schrittes – fast schon stampfend – ging ich auf sie zu, packte sie im Genick und schob sie raus. Max und Moritz protestierten zwar, konnten sich aber nicht wehren. Ich schob beide aus meinem Zimmer raus und knallte die Tür zu. Etwas zu laut. Das hatten wahrscheinlich auch die Nachbarn gehört. Und wenn schon! Sollten sie rauf kommen und sich beschweren. Ich war nur froh, dass ich meine Ruhe hatte. Müde kroch ich in mein Bett und schlief sofort ein.

Der Rest der Woche verlief ereignislos – wie auch immer man ereignislos einordnen mochte. Ich hatte Stress mit Mum, weil ich Max und Moritz so brutal behandelte, die Klassenarbeiten waren auch nicht so brennend und ich hatte beschlossen, Max und Moritz zu ignorieren – was gar nicht so leicht war. Das Wochenende nahte. Es war endlich Freitag. Der Morgen war – mal wieder – viel zu stressig gewesen. Nach dem Unterricht gingen Helene, Cisengu, Ralph und ich in die Bibliothek. Sie war riesig. Die Wände waren voll mit Büchern. Neue, Alte, Dicke, Dünne… Wir wollten in die oberste Etage gehen. Als ich kleiner war und meine Mutter ein Buch brauchte, hatte sie mich immer hier abgestellt und ich hatte die ganze Zeit in Büchern geguckt. Auch, wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht lesen konnte.
Oben angekommen gingen wir – die Mädchen –in die Jugendabteilung. Ralph wollte sich ein Computerspiel ausleihen. Als ich stöberte, welches Buch ich noch nicht gelesen hatte, fiel mir ein Buch über Vampire in die Hand. Ich war mir sicher, dass ich es noch nie zuvor hier gesehen hatte. Dabei kannte ich diese Bibliothek – besonders dieses Abteil – wie meine Westentasche. Und: was sollten Vampirlegenden in der Jugendabteilung? Ich schlug das Buch auf. Die ersten Seiten flogen mir entgegen. Ich las Namen wie Lilith, Lilitu, Mara, Aswang, Agul, Bruxsa. Nein. Dieses Buch war zu alt für diese moderne Bibliothek. Ich legte die Seiten wieder rein und stellte das Buch vorsichtig weg. „Wollen wir gehen?“ fragte ich.
„Du willst dir gar keinen neuen Lesestoff ausleihen? Wie hältst du es denn dann mit deinen Brüdern aus?“ fragte Lilli. Ich zuckte mit den Armen. „Ein Wochenende mehr oder weniger… Das ist doch jetzt auch egal. Also: Willst du ein Buch mitnehmen, oder nicht?“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja ja, ist ja gut!“ Sie suchte sich schnell ein Buch raus – besser gesagt griff sie wahllos ins Regal – und wir machten uns auf die Suche nach Cisengu und Ralph. Ralph war klar. Er steckte mitten bei der Auswahl eines Spieles. „Soll ich das nehmen…“ er hielt mir ein Spiel unter die Nase „…oder das?“ er hielt mir ein zweites Spiel unter die Nase. „Nimm doch einfach beide.“ Schlug ich vor. Er sah mich skeptisch an. „Beide?“ Er sah auf die Spiele in seiner Hand. Ralph schien zu überlegen. „Okay… aber schaff ich es auch, beide zu spielen? Ich bin ja nicht so von der schnellen Sorte…“
„Das merkt man…“ sagte ich zu Lilli. Sie kicherte.
„Was?“ fragte Ralph und sah mich an.
„Äh… nichts.“ Versuchte ich zu schlichten. Ich hatte keine Lust, mich mit ihm zu streiten.
„Was hast du da eben gesagt?“ fragte er erneut und sah mich mit seinem unfairen, vorwurfsvollen Blick an. „Ich möchte wissen, was du gesagt hast.“
Ich verdrehte die Augen. „Ich hab nur gesagt, dass du das schon schaffen wirst. Lilli kann es dir bestätigen.“ Er sah zu Lilli. „Was meinst du… soll ich dieses oder das Spiel nehmen?“ Lilli sah es genauer als ich an. „Mann, Ralph! Das sind ja voll die egoshooterspiele! Nimm…“ sie sah sich im Regal um. „…das hier.“ Lilli hielt Ralph die wilden Hühner hin. Er antwortete mit einem ironischen Lächeln. „Ich glaub, ich nehme beide… von mir.“
„Jetzt müssen wir nur noch Cisengu finden.“ Stellte ich fest.
„Das müsst ihr nicht.“ Sagte sie und kam hinter den Regalen vor. Sie hatte sich ein großes, schweres Buch aus der Wissenschaft unter den Arm geklemmt.
„Wo will denn das Buch mit der Cisengu hin?“ fragte ich. „Da bekommt man ja Angst, dass du umfällst…“ Ich grinste. Cisengu verdrehte die Augen. „Das gab es nun mal nicht als Taschenbuch.“ Sie tat beleidigt.
„Lasst uns gehen, Mädels!“ befahl Lilli. Ralph warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Wir gingen zur Angestellten und legten unsere Bücher auf den Tisch der Information. Sie scannte erst die Bücher ein, dann die Bibliotheksausweise. Auch Ralph’s PC- spiele kamen nicht zu kurz. „Da hast du dir aber ganzschöne Egoshooterspiele rausgesucht.“ Kommentierte sie. „Das haben wir ihm auch schon gesagt.“ Sagte Lilli. „Aber die wilden Hühner wollte er nicht…“ fügte ich hinzu.
„Na dann… schönes Wochenende!“ sagte sie.
„Danke, gleichfalls.“ Ich lächelte sie an. Sie lächelte zurück.
Wir gingen aus dem Haus. Cisengu hatte ihr Buch nicht in ihre Schultasche bekommen, sodass sie es noch immer unter ihrem Arm trug. Als wir cirka einhundert Meter von der Eingangstür entfernt waren, sah ich etwas, wo ich gehofft hatte, dass ich es nicht mehr so schnell vor Gesichtbekommen würde. Lilli, Helene, Cisengu und Ralph schien es genau so zu gehen. An der Straßenecke stand Christoph mit seiner Gang. Christoph war ein extrem aggressiver Junge aus unserer Schule, der von klein auf von seinem Vater geschlagen wurde. Diese Wut ließ er jetzt an seinen Mitschülern aus. Wir waren jetzt seine Opfer. Erst dachte ich an Flucht, doch er hatte uns bereits entdeckt und ich brauchte etwas, wo ich meine Wut rauslassen konnte. Trotzdem durchfuhr mich eine kalte Panik. Mein Atem wurde schneller. Ich musste schlucken, mein Puls stieg an.
Christoph und seine Freunde kamen auf uns zu. Plötzlich klappte Helene neben mir zusammen. Ich verdrehte meine Augen. Sie fand Christoph einfach nur zu süß. Ich versuchte, sie auf zu halten, doch sie lag schon auf dem Boden. Cisengu, Lilli, Ralph und ich knieten uns neben ihr auf die Steine, um sie wieder auf zu wecken. Cisengu legte ihr Buch auf den Boden und legte Helenes Beine darauf. Sie machte die Augen auf. Ich flüsterte ihr ins Ohr: „Dafür haben wir später Zeit genug. Jetzt müssen wir uns erstmal um Christian kümmern.“ Ich bereute sofort, dass ich Christian erwähnt hatte, weil Helene sofort wieder hibbelig wurde. Wir standen auf. Helene war die einzige, die sich den Staub von den Sachen klopfte. Sie sah sehr aufgeregt aus. Bisher hatte sie ihn nur von weitem gesehen. Jetzt stand er zwei Meter vor ihr. Christoph setzte die Kapuze seiner Jacke mit einer Kopfbewegung ab. Sein Gesicht kam zum Vorschein. Er hatte blonde Haare und blaue Augen. Eigentlich war er relativ hübsch. Ich könnte mich auch in ihn verlieben. Aber Helene hatte ein Vorrangsrecht. Schade eigentlich. Wir standen in einer Reihe. Zwischen Christophs Gang und uns war ein gut drei Meter breiter Weg. Christoph stand einen Meter vor seinen Leuten. „Wohin des Wegs? Drei so schöne Mädchen wie ihr? So spät?“ fragte er leichthin.
„Es ist vier Uhr Nachmittag.“ Sagte ich schnippisch.
Er legte den Kopf schief. „Ich vergas… Aber wohin des Wegs?“ Fragte er – sehr schlecht geschauspielert, wenn man mich fragt.
„Weg.“ Antwortete ich und lief los. Christoph streckte seinen Arm aus, sodass ich gegen seinen Arm stieß. Er schob mich zurück. „Nicht so eilig… Ich bin noch nicht fertig!“
„Schade eigentlich.“ Sagte ich ironisch und schlug ihm auf seine Hand, die immer noch auf meiner Brust lag. Er verzog das Gesicht und schüttelte seine Hand. „Das hättest du nicht tun sollten!“ warnte er mich. Ich zuckte mit den Schultern und ging einen Schritt zurück. Auch er ging zurück zu seinen Kumpels. Sie steckten die Köpfe zusammen. Wir standen lässig in einer Reihe. Ich flüsterte: „Das ist der perfekte Augenblick, um sich zu verdünnisieren.“ Ich machte eine Handbewegung nach hinten. Leise drehten wir uns um und schlichen weg. „Wo wollt ihr denn hin?“ fragte Christoph. Ich biss die Zähne zusammen und wandte mich wieder ihm zu. Er hatte die Arme verschränkt. Seine Freunde standen keilförmig hinter ihm. Ich zählte durch. Eins…Zwei…Drei… Sie waren in der Überzahl. Sechs… Sieben. Plus Christoph. Acht gegen Fünf. „Nicht besonders fair, wenn wir uns jetzt verprügeln würden…“ stellte ich fest.
„Seit wann ist das Leben gerecht?“ konterte er. Dagegen konnte ich nichts aussetzen. Ich wusste, wie ungerecht das Leben war. Aber leider war es immer auf der Seite der Gegner, nicht auf meiner. Das war nicht fair. Die Ungerechtigkeit war zu ungerecht verteilt.
„Ihr seid viel mehr, als wir…“ meckerte ich und sah mich um. Irgendjemand, der uns helfen könnte… Jemand, der Christoph angst machen könnte, wäre hilfreich. Die Straße war fast leer. Komisch eigentlich. Normaler Weise war hier immer viel los. Mein Blick fiel auf einen ganz in schwarz gekleideten Mann mit Sonnenbrille. Er kam mir ein bisschen eingebildet vor. Sonnenbrille. Dabei schien die Sonne doch gar nicht! Es sah eher nach Regen aus.
Ach der Mann sah zu uns und ich sah schnell weg. Es war peinlich, jemanden zu beobachten. Christoph gab seinen Kumpels ein Zeichen. Sie kamen auf uns zu. Auf jedem Gesicht lag ein anderes Grinsen – oder Lächeln…je nachdem. Bevor ich etwas Gescheites denken konnte, war Christophs Faust schon auf meiner Nase gelandet. Eigentlich hätte ich – als richtiges Mädchen – losheulen und abhauen müssen. Aber mir war nicht danach. Ich wollte Streit. Auch, wenn ich diesen Kampf haushoch verlieren würde. Ich spürte nur am Rande, wie das Blut aus meiner Nase kam. Doch als ich es merkte, wurde ich wütend. Wie konnte er es wagen…? Ich ballte die Fäuste und stürmte auf Christoph zu. Hinter mir versuchte Cisengu, mich zurück zu halten, doch ich ignorierte sie. Helene und Ralph stürmten ebenfalls auf Christoph zu. Nur Cisengu war unsicher. Sie war generell diejenige von uns, die am schüchternsten war. Schließlich sah ich aus den Augenwinkeln, wie sie mit aller Wucht ihr Buch hochstemmte und es versuchte, auf Christophs Kopf zu treffen. Das Letzte, was ich wahrnahm war ein Donnern an meinem rechten Ohr.

Als ich die Augen wieder öffnete – ich könnte schwören, dass ich sie nur kurz geschlossen hatte, um die Balance wieder zu finden – sah ich vier Gesichter: links oben – das dunkelste von allen – war Cisengu. Daneben – in der Mitte – waren schulterlange, braune Haare, die zu Ralph gehören musste. Dicht dahinter war Helene. Ich erkannte sie an den grünen Augen und den geflochtenen Zöpfen. Die letzte – mit den langen, blonden Haaren - war dann wahrscheinlich Lilli. Sie sahen allesamt schrecklich aus. Alleine Lilli brachte es auf verwischtes Make-up, ein blaues Auge – na ja… nicht blau wie ihre normale Augenfarbe… eher blau als Bluterguss – verwuschelte Haare und einige Kratzer auf der Wange. Helene sah nicht so schlimm aus, wie Lilli, aber auch schlimm. Cisengu konnte ich nicht sonderlich gut beurteilen, da ihre dunkle Haut alle Blessuren weitgehend versteckte. Dennoch sah sie sehr mitgenommen aus. Ralph war am heilsten geblieben. Er sorgte sich höchstens um seine ach so perfekte Nase.
Ich rappelte mich auf. „Was ist mit Christoph?“ fragte ich, als ich wieder klar denken konnte. „Was ist mit mir passiert?“
Cisengu war es, die antwortete: „Ich wollte eigentlich Christop treffen…“ entschuldigte sie sich bei mir. „Ich hab mit dem Buch versehentlich dich getroffen, weil du so an ihm geklebt hast… tut mir echt leid…“
Ich schüttelte den Kopf. „Ist schon okay…“ sagte ich. „Aber was ist mit Christoph?“ wollte ich wissen.
„Der ist – leider – mit einem blauen Auge davongekommen.“ antwortete Ralph. Ich konnte an seiner Stimme hören, dass er zwar sagte, dass er es bedauere, doch in Wirklichkeit war er froh darüber.
„Wie spät ist es?“, wollte ich wissen. Helene sah auf ihren Arm. Sie hatte keine Uhr dabei. Trotzdem sagte sie mir eine Zeit – die überhaupt nicht stimmen konnte: „Fünf vor unbekannt.“ Ich grinste.
„Ich glaube, wir müssen mal langsam nach Hause. Es ist jetzt bestimmt schon nach halb fünf. Da sollte ich eigentlich zurück sein.“, stellte Helene fest. Ich rappelte mich auf. Mir war etwas schwindelig, aber das Gefühl würde verschwinden, nachdem ich etwas getrunken hatte.
„Wie fühlst du dich?“, fragte Cisengu. Sie hatte immer noch Schuldgefühle. Das merkte jeder Blinde ohne Krückstock. Ich hakte mich bei ihr ein. Sie lächelte. Daraufhin grinste ich breit.
Wir gingen zur Bahn und fuhren nach Hause. Ich war die Letzte, die aussteigen musste. An der Tür des Plattenbaus blieb ich stehen. Meine Mutter würde ausflippen. Ich seufzte und trat ein. Zum Treppensteigen hatte ich momentan gar keine Lust. Es überraschte mich, dass das Schild Defekt von der Fahrstuhltür entfernt war. Die Überraschung sprang zu Freude über. Endlich war der Fahrstuhl repariert! Nichts ahnend stieg ich ein und drückte die Taste für Etage fünfzehn. Die Türen schlossen sich. Geräuschvoll setzte sich das Gerät in Bewegung. Und blieb mit einem Ruck stehen. Ich stöhnte auf. Das Licht flackerte und ging schließlich auch aus. Ich stöhnte. „Na das kann ja Eiter werden…“, sagte ich und sank in den Schneidersitz. Wie lange würde ich hier drinnen sitzen und warten? Wann würde der Hausmeister kommen und mich hier raus holen? Ich war mir sicher, dass Max und Moritz ihre Finger im Spiel hatten. Ich dachte mir kleine Geschichten aus. Es funktionierte. Ich vergas die Zeit. Nach einer Weile sah ich auf die Uhr. Doch da fiel mir ein, dass ich sie gar nicht um hatte. „Freude kommt auf.“, sagte ich zu mir. Mit Selbstgesprächen – das war mir aufgefallen – hatte man nicht ganz so doll das Gefühl, dass man alleine war. Aber ich wusste, dass es spät war. Zu spät. Ich würde – ohne Frage – Hausarrest bekommen. „Wie ich sie hasse! Wie ich diese kleinen, widerlichen Würstchen HASSE!“, sagte ich zu mir. Da rumpelte es und der Fahrstuhl setzte sich wieder in Bewegung. Auch das Licht ging wieder an. Ich war überrascht. Zwar hatte ich damit gerechnet, dass ich in nächster Zeit wieder hier rauskommen würde, aber nicht, dass ich schon heute Abend wieder auf freiem Fuß wäre.

Bella & Edward √


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Mary_Alice_...
Gelöschter Benutzer

Re: Meine (kleine) Storry ohne Namen

von Mary_Alice_Brandon_Cullen am 15.10.2009 18:34

Hats du dir das selber ausgedacht? das ist toll!!! der tp mit der sonnenbrille war bestimmt ien vampr?

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Alex_Cullen_xD
Gelöschter Benutzer

Re: Meine (kleine) Storry ohne Namen

von Alex_Cullen_xD am 15.10.2009 19:34

davon gehe ich auch felsenfest aus... ^^ annemarie hat recht, das ist echt genial geschrieben... ^^

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Mary_Alice_...
Gelöschter Benutzer

Re: Meine (kleine) Storry ohne Namen

von Mary_Alice_Brandon_Cullen am 16.10.2009 19:10

voll fett geil alter! echt krass! xD

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Alex_Cullen_xD
Gelöschter Benutzer

Re: Meine (kleine) Storry ohne Namen

von Alex_Cullen_xD am 16.10.2009 20:16

genau lea... ganz ruhig lea... alles wird gut... ^^

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Mary_Alice_...
Gelöschter Benutzer

Re: Meine (kleine) Storry ohne Namen

von Mary_Alice_Brandon_Cullen am 17.10.2009 13:59

jou mann!
chisengu ist ein lustiger name!

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Ricci-H.

-, Weiblich

Beiträge: 1190

Re: Meine (kleine) Storry ohne Namen

von Ricci-H. am 18.10.2009 11:18

Cisengu is afrikanisch und bedeutet "Mädchen mit langem schwarzen Haar":D


der Typ mit der Sonnenbrille hat später noch eine besondere Rolle. Er is annemarie gewitmet^^(annemaries idee)

Bella & Edward √


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Ricci-H.

-, Weiblich

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Re: Meine (kleine) Storry ohne Namen

von Ricci-H. am 27.10.2009 20:03

Okay... Kapitel 1/ Teil 2


. Doch sofort wollte ich wieder, dass das blöde Ding anhielt. Ich wollte gar nicht zu meiner Mutter. Sie würde mir nur das Taschengeld streichen und Hausarrest geben. Ich bekam einen Hysterieschub, drückte alle möglichen Knöpfe und versuchte – vergeblich – das Teil zu stoppen. Ich war gerade dabei, gegen die Knöpfe zu schlagen, als die Türen aufgingen und Frau Drastow – eine Nachbarin – stand davor. Sie guckte mich herablassend an. Ich hatte das dringende Bedürfnis, ihr einen Frechen Kommentar hinterher zu werfen, traute mich aber nicht. Stattdessen sagte ich nur: „Frau Drastow! Schön, sie zu sehen. Die Kleidung, die sie tragen, steht ihnen nicht wirklich. Ich würde – in ihrem Alter – keine Jugendkleidung mehr tragen…“ Da waren die Türen auch schon wieder zu. Ich war nicht sonderlich zufrieden mit mir. Ich hätte ihr unter die Nase binden müssen, dass sie Billigsachen vom Discounter trug – was auch stimmte. Leider fiel mir das erst jetzt ein. Ich hätte mich ohrfeigen können. Da war ich auch schon in der fünfzehnten Etage angekommen. Als sich die Türen öffneten, stand meine Mutter bereits mit bösem Blick und verschränkten Armen vor der Fahrstuhltür. Mit jedem Zentimeter, den sich die Tür weiter öffnete, wurde ich kleiner. „Christina Maria Luise!!!“ schrie sie. Wenn sie mich bei meinem gesamten Namen nannte, war die Situation ernst. Sie war schon angespannt, wenn sie mich Christina nannte.
„So heiße ich…“ piepste ich. Dieser halbe Satz ohne jegliche Nebensätze, adverbiale Bestimmungen und Beleidigungen – Beleidigungen waren dringender Bestandteil eines vollständigen Satzes – brachte das Fass zum Überlaufen. „Was fällt die eigentlich ein? Warum bist du so spät? Weißt du eigentlich, welche Sorgen ich mir gemacht habe? Ist dir das klar?“ Okay. Sie war definitiv wütend. Wütender als wütend. Außer sich vor Zorn.
„Sorry…“ setzte ich an, doch sie unterbrach mich.
„Sorry? Ist das das Einzige, was dir dazu einfällt? Das kann man nicht so einfach entschuldigen! Ich hab mir Sorgen gemacht! Verstehst du? Sorgen!!! Sieh mich wenigstens an, wenn ich mit dir spreche!“ Ich verdrehte genervt die Augen und sah sie an. „So nicht, mein Fräulein! So nicht! Hast du denn gar keinen Respekt mehr vor deinen Eltern? Irgendetwas hab ich bei dir falsch gemacht! So würde Lilli nie, nie mit ihren Eltern reden!“
„Streng genommen habe ich ja auch nicht mit dir geredet. Ich habe…“
„Schluss jetzt! So würde Lilli nie mit ihren Eltern reden, basta!“
Ich setzte meinen Dackelblick auf. Der half zwar nicht immer – okay…er half so gut wie nie – aber er entspannte die Lage. Meistens. Mum’s Augen schienen aus den extra von Gott dafür vorgesehenen Höhlen links und rechts neben ihrer Nase heraus zu fallen, als sie sah, wie ich aussah. Ich selbst hatte mich wegen der Dunkelheit im Fahrstuhl nicht sehen können – ich wollte mich auch nicht sehen, da ich sonst wieder die Wut in mir aufbrodeln spürte. Wie jetzt.
„Kindchen! Was ist mit dir passiert? Hast du dich geprügelt?“ Sie traf den Nagel auf den Kopf, ich sagte jedoch nichts, da sie immer noch so aufgebracht war. „Weißt du denn nicht, dass Gewalt nicht alles ist? Ich hab mich in deinem Alter nicht so auf der Straße rumgetrieben! Ich habe die ganze Zeit gelernt – was dir übrigens auch ganz gut tun würde. Apropos Noten… Wie läuft’s in der Schule? Ich hoffe, du hast mir alle Arbeiten gezeigt… Hast du? Ich glaube nicht. In dieser Zeit müsstet ihr doch eigentlich ganz viele Tests schreiben. Du weißt, dass du mir alles sagen kannst? Ich bin dir auch nicht böse, wenn du mal eine schlechtere Note nach Hause bringst…“
Ich verdrehte die Augen und sagte: „Ist gut…“
Sofort war sie wieder beleidigt. „JA! Das sagst du immer!!! Und was seh ich hier??? Das hilft doch nicht, wenn man dir etwas nett sagen will! Warum versuch ich es eigentlich? Du kommst jetzt sofort rein und machst Hausaufgaben! Lilli würde sich nie, nie auf der Straße herumtreiben! Sie würde viel lieber für die Schule lernen! Aber du hast so eine Schlechte Ausstrahlung auf sie! Wenn ich Lillis Mutter wäre, würde ich ihr untersagen, mit dir auch nur ein Wort zu wechseln!!! REIN JETZT!“, sie packte mich am Arm und zerrte mich rein. Als die Tür zu war, scheuerte sie mir eine. Ich sah sie an. Das allein wäre nicht so schlimm gewesen, wenn wir keine Zuschauer gehabt hätten. Max und Moritz – wer sonst? – standen im der Tür zum Wohnzimmer. Max lachte, aber Moritz sah mich ein wenig schuldig an. Dann stupste Max Moritz an, dass er auch lachen sollte und er tat es. Ich warf Max einen bösen Blick zu. Sofort war es still. Ich setzte meinen Dackelblick auf und sah Mum an. Man konnte förmlich sehen, wie ihr Widerstand dahin schmolz. „Ach Kindchen... Mach das nicht noch einmal.“ Sie nahm mich in den Arm. Ich mochte das zwar nicht, aber es war besser, als beleidigt in mein Zimmer zu gehen.
Etwas später lag ich lang gestreckt auf dem Sofa und hatte die Macht über die Fernbedienung. Ich grinste in mich hinein. Um meine Brüder zu ärgern stellte ich Germanys next Topmodel ein. Es interessierte mich nicht, was die dürren Mädchen machten, warum es Zickenkrieg gab und wie sie liefen, aber ich beobachtete heimlich Max und Moritz. Sie unterhielten sich. „Hab ich dir nicht gesagt, dass das nichts hilft, sie im Fahrstuhl ein zu sperren?“, zischte Moritz – oder Max?
„Ja ja... ist ja jetzt auch gut! Wenn sie nicht so zur Gewalt neigen würde, hätte es ja auch funktioniert! Hast du gesehen, wie nah Mutti daran war, aus zu rasten?“
„Mensch, du Vollpfosten! Das hättest du dir doch selber denken können!“
Jetzt war ich mir sicher, dass Max und Moritz ihre Finger im Spiel hatten und es nicht meine eigene Trotteligkeit war, die mich im Fahrstuhl eingesperrt hatte. „Rache ist süß.“, sagte ich zu mir und grinste in mich hinein. Demonstrativ machte ich mich auf dem Sofa breiter, legte meine Füße auf die Armlehne und schaltete den Fernseher lauter, obwohl mich Werbung nicht sonderlich interessierte. Ich warf ihnen einen kurzen, schelmischen Blick zu. Genervt standen sie auf und marschierten aus dem Zimmer. Ich war überrascht, wie synchron sie das schafften. Max ging vorweg.
Besorgt steckte Mum ihren Kopf durch die Tür von der Küche zum Wohnzimmer. „Geht’s dir gut?“, fragte sie besorgt.
Oh ja. Sie wusste gar nicht, wie gut. Ich hatte Max und Moritz geärgert. Das musste gefeiert werden!, doch das konnte ich ihr nicht sagen. Stattdessen sah ich sie mit meinem Dackelblick an und sagte nichts. Dann konnte sie mir später nicht vorwerfen, ich hätte gelogen.
„Ach, Schätzchen. Sprich mit mir!“
Ich verdrehte die Augen – ganz leicht, nur für mich – und sagte: „Dem Umständen entsprechend.“ Na ja, das konnte man falsch verstehen. Ich meinte mit den Umständen entsprechend gut, da ich Max geärgert hatte. Sie nahm den Umständen entsprechend so auf, dass ich mich nach der Klopperei den Umständen entsprechend schlecht fühlte. Aber das war okay so. Ich mochte es, auf dem Sofa zu liegen und die Beine hoch zu legen, ich mochte es, damit meine Brüder zu nerven. Langsam schlich sich der Hintergedanke ein, dass ich das öfter machen sollte… Aber dann wäre das nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Und dann wäre es vorbei mit der Ruhe im Wohnzimmer.
Mum fragte nicht weiter nach. Sie nickte ein Mal und ging in das Zimmer meiner Brüder. „Ich lache euch grade so was von aus…“, sagte ich zu mir, als ich das Geschrei aus dem Nachbarraum hörte. Sie mussten ins Bett und ich durfte hier liegen bleiben. Ich nahm die Fernbedienung und zappte durch die Kanäle. Nichts, was gerade lief, interessierte mich wirklich. Ich blieb bei einer Dauerwerbesendung stehen und schloss die Augen. Der Ton genügte mir schon. Als ich meine Augen wieder öffnete war es dunkel draußen. Das einzige Licht kam aus dem Fernseher. Ich streckte mich. Das Sofa war ein echter Rückenkiller. Langsam stand ich auf. Über meinen Beinen war die alte Wolldecke, die eine verwaschene, rote Farbe hatte. Ich legte sie zusammen und schaltete den Fernseher aus. Dann schleppte ich mich in mein Zimmer. Auf dem Weg dahin stieß ich mir meinen Fuß am Türrahmen. Den restlichen Weg hüpfte ich auf einem Bein. Als ich in meinem Bett ankam, war jegliche Müdigkeit verschwunden. Trotzdem legte ich mich hin. Wenn ich wirklich müde war, würde ich – früher oder später – einschlafen. Das tat ich aber nicht. Irgendwann zählte ich Schäfchen. Als auch das nichts half, fing ich an zu singen. „Der Mond ist aufgegangen…“ Nichts passierte. Ich seufzte und drehte mich um. Langsam fingen meine Blessuren – die ich abbekommen hatte – wirklich an, weh zu tun. Genervt – ich wollte endlich schlafen – stand ich auf und humpelte in die Küche. Dort löste ich mir eine Kopfschmerztablette auf und trank alles auf einen Zug aus. Es schmeckte scheußlich. Angewidert von dem schrecklich süßen Geschmack stolperte ich zurück in mein Bett und schlief ein.

Ich öffnete meine Augen. Es kam mir vor, als hätte ich sie gerade erst geschlossen. Es war dämmerig. Wo war ich? Als ich den muffigen, feuchten Geruch der Zimmer roch und eine einzelne Socke am Fußende des Bettes spürte, wusste ich, dass ich in meinem Zimmer war. Ich lag auf dem Bauch. Die Bettdecke über den Kopf gezogen. Das Sonnenlicht eines schönen Sommertages drang durch die Spalten der geschlossenen Jalousien. Vogelgezwitscher und Straßenlärm holten mich aus meinem Halbschlaf. Mein Kopf brummte. Eine Fliege – die neben meinem Kopf ihre Runden drehte – auch. Verschlafen griff ich unter mein Kopfkissen und fischte meine Armbanduhr darunter hervor. Ohne die Uhrzeit genau zu wissen, legte ich die Uhr wieder weg. Es war eine blöde Angewohnheit von mir, immer genau wissen zu wollen, wie spät es war, weil ich danach immer so frustriert war, dass ich am Wochenende – wo ich eigentlich ausschlafen konnte – immer so früh wach war.
Eine Straßenbahn fuhr laut quietschend um die Ecke. Ich streckte mich und stieß versehentlich mit meiner Hand gegen das Bettgestell. Meine Hand knackte. „Autsch!“, sagte ich und wusste, dass dieser Tag genau so sein würde, wie die Vorigen. Das Telefon klingelte. Schnell sprang ich auf und lief aus dem Zimmer zu unserem Telefon. Das Pisplay zeigte Ralphs Nummer. „Hi!“, sagte ich und versuchte fröhlich zu klingen. Es misslang mir kläglichst.
Äh… Hi, Christina, stammelte Ralph.
“Ist alles in Ordnung mit dir?”, fragte ich.
Äh… nein… also ja… na ja…, stammelte er.
Ich verdrehte meine Augen. „Jetzt komm zur Sache! Ich hab nicht ewig Zeit.“ Das Letzte stimmte nur halb. Ich hatte zwar Zeit, wollte sie aber nicht mit Ralph am Telefon vergeuden.
Ich… äh… wollte nur wissen, wie es dir geht… Ich hoffe, ich… äh… hebe dich nicht geweckt…
„Nein, du hast mich nicht geweckt.“ So langsam war meine Geduld aufgebraucht, und das ließ ich ihn auch spüren.
Das tut mir leid…, sagte er.
„Was tut dir leid? Dass du mich nicht geweckt hast?“
Na ja, deine Stimme klang nicht sehr ernst. Mit jedem Wort wurde er unsicherer und ich ungeduldiger.
„Ich muss Schluss machen.“, sagte ich und legte auf. Das war zwar erstunken und erlogen, aber Ralph wurde man anders nicht los. „Sorry.“, murmelte ich, nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte. Aber ich wusste, dass er denken würde, dass meine Mutter ins Zimmer gekommen wäre und ich vorzeitig abbrechen musste.
Langsam ging ich zurück in mein Zimmer und bahnte mir einen Weg durch die Streubombe auf dem Boden meines Zimmers. Ich zog die Jalousien hoch. Die Sonne blendete mich. Warm schien sie auf mein Gesicht. Der Tag würde vielleicht doch schöner werden, als ich vermutet hatte. Ich zog mir eine Jeans und ein Top an. Dann kämmte ich meine Haare – die schlimmer aussahen als je zuvor – und band sie mir zu einem Pferdeschwanz zusammen. Schnell sammelte ich die größten Teile, die auf dem Boden lagen auf, hängte sie über meinen Arm und ging raus ins Bad, wo ich die dreckigen Sachen in den Wäschekorb packte. Es waren weit und breit keine Brüder zu sehen oder zu hören. Ein gutes Zeichen. Ich ging in das Schlafzimmer meiner Eltern. Meine Mutter war nicht da. Nur Walter lag noch im Bett und schnarchte wie eine Kreissäge. Wie hielt Mum es nur mir ihm aus?
Ich schloss die Tür wieder. Blieb nur noch die Frage mit Max und Moritz. Normalerweise schliefen sie nur bis etwa um sieben Uhr früh und machten danach Randale. Ich ging normal zum Zimmer meiner Brüder. Die Tür war einen Spalt weit offen. Kein Ton kam heraus. „Hallo?“, fragte ich – in der Hoffnung, dass niemand antworten würde – und stieß die Tür auf. Max und Moritz hatten einen Eimer Wasser auf die Tür gestellt und als ich die Tür öffnete, fiel der Eimer runter. Leider nicht in die vorgesehene Richtung – wo ich stand – sondern nach hinten – genau auf Max drauf, der hinter der Tür stand. Moritz und ich lachten aus voller Kehle. Es war einfach zu komisch. Max sah erst mich, dann Moritz böse an. Ich ging rückwärts – immer noch lachend – aus dem Zimmer.
Hinter mir war etwas. Ich drehte mich um. Walter stand da. Er hatte nur ein Nachthemd an, sonst nichts. Das reichte aber schon, da das Nachthemd auffallend gestreift war. Rosa, gelb, blau, lila, grün… Es sah verboten peinlich aus. Zum Glück hatten wir keinen Besuch im Haus. Langsam hatte ich meine Zweifel, ob er nicht doch ein Bi war. Das hätte einiges erklärt.
„Guten Morgen, Christina.“, sagte er – wieder mal viel zu gut gelaunt. „Was ist so lustig?“
Ich schüttelte nur den Kopf, um nicht wieder loszulachen. Walter sah mich skeptisch an, verzichtete aber auf weitere Fragen.
Schon wieder klingelte das Telefon. Genervt nahm ich den Hörer ab. „Hallo?“, fragte ich und betete, dass es nicht schon wieder Ralph war.
Hi, Frau… Christina? Bist du das?, fragte Lilli.
„Ja…“, antwortete ich. „Wer denn sonst…?“
Na ja, du klingst fast so wie deine Mutter... Nicht böse sein…
Ich verdrehte meine Augen. „Ich bin dir nicht böse. Versprochen. Warum rufst du an?“
Hast du Christians Attacke gut überstanden?
Ich wusste, was sie meinte. Ob ich ärger bekommen hätte. „Mehr oder weniger.“, antwortete ich.
Was ist passiert? Ich will alles wissen. Wort für Wort. Ganz genau, verlangte sie.
„Nicht viel…“ Ich machte eine kurze Pause. Als sie nicht antwortete, sprach ich weiter: „… also der Fahrstuhl war wieder ganz.“
Das ist doch toll, unterbrach sie mich.
„Halt doch einfach mal die Fresse. Ich bin noch nicht fertig.“, schnauzte ich sie an. Am anderen Ende der Leitung war es still. „Lilli? Bist du noch dran?“
Ja… ich dachte, ich sollte meinem Mund halten…
„Okay… weiter im Text… Also der Fahrstuhl war ganz“
Das wissen wir ja bereits.
Ich ignorierte sie. „ und ich bin eingestiegen. Ungefähr auf halber Strecke ist das blöde Ding wieder mal stecken geblieben. Tja… dann hab ich Stunden in der modernen Technik fest gesteckt. Dann ging es auf einmal doch wieder und ist los gefahren. Ich hatte etwas Angst vor Mum’s Reaktion…“ Lilli unterbrach mich erneut – konnte sie nicht ein Mal die Klappe halten? – und hakte nach: Etwas…?
„Okay… Na gut. Ich hatte eine Panikattacke und hab versucht, das Innere des Fahrstuhls kurz und klein zu schlagen – hatte keinen Erfolg – aber sonst ist alles im Lot gewesen… ehrlich.“ Ich machte eine Pause. Lilli sagte nichts. „Na ja… später habe ich dann herausgefunden, dass Max irgendetwas mit dem Ding gemacht hat… Aber ich weiß nicht mehr, was. Du weißt ja… Ich und Technik.“ Ein leichtes Schmunzeln breitete sich auf meinem Geicht aus.
Und – wie ich dich kenne – willst du das nicht auf dir beruhen lassen, stimmt’s?, gluckste Lilli.
Ich holte tief Luft und sagte: „Ja.“
An Lillis Stimme konnte man hören, dass sie verschmitzt grinste. Schwerer Fall von Eifersucht.
„Nein. Worauf denn?“, fragte ich empört. „Höchstens Rachsucht.“, korrigierte ich.
Ja ja… meinet ich doch, sagte sie ungeduldig. Was willst du jetzt tun?, fragte sie. Ich wusste es nicht. Sie stöhnte. Sag nicht, dass du es noch nicht weißt… Das geht so nicht!, tadelte sie mich.
„Hm, tja, ich habe keine Ahnung.“ Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie eine brauchbare Idee hatte.
Hm… Ich glaub, ich weiß was…, sagte sie nachdenklich.
„Nein… Lass stecken! Ist nicht so schlimm. Ehrlich. Ich wollte eigentlich gar nicht, dass das an den großen Nagel gehängt wird…“ Ich versuchte, sie davon ab zu halten, etwas Blödes zu tun.
Pst! Keine Widerrede! Ich hab noch was gut bei dir!
„Denkst du etwa gerade an die Wette? Die war… vor… lass mich mal überlegen…“ Ich dachte nach.

Bella & Edward √


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Alex_Cullen_xD
Gelöschter Benutzer

Re: Meine (kleine) Storry ohne Namen

von Alex_Cullen_xD am 29.10.2009 00:04

dis is gut... nur hab ich das gefühl, du denkst die redewendungen, sprichwörter und anderes komplett neu aus oder vermischst es... ^^

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Mary_Alice_...
Gelöschter Benutzer

Re: Meine (kleine) Storry ohne Namen

von Mary_Alice_Brandon_Cullen am 29.10.2009 17:38

wie meinst du das?

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